Karate-dô und seine spirituellen Wurzeln

So lange ich mich in der Kunst des Karate-dô übe, beschäftigt mich die Frage nach den spirituellen Wurzeln dieser Kampfkunst.

Die Legende erzählt, dass Karate seine Wurzeln im Shaolin-Kloster in China hat, wo die Mönche von dem indischen Meister Bodhidharma Zen-Meditation und Kung-Fu lernten. Auch wenn es eine Legende ist, ich mag sie, denn sie hat einen wahren Kern. Sie erinnert mich an die spirituellen Wurzeln. Und sie macht mir bewusst, dass Körper und Geist untrennbar eins sind. Deshalb muss beides geübt und entwickelt werden.

Karate ist eine ernste Sache. Karate ist eine Kriegskunst. Sie steht für den Kampf um Leben und Tod. Wenn wir uns ernsthaft im Karate-dô üben, wenn wir den Weg des Karate gehen, müssen wir uns mit dem Tod auseinandersetzen. unser Ich sterben lassen und im Geist der samurai den Tod töten. Dann zeigt uns der Weg des Karate das Problem von Leben und Tod zu lösen. Er lehrt uns: Wir müssen bereit sein den Großen Tod zu sterben, um das Leben zu finden.

Gleichzeitig trägt Karate in sich das Lebenskraftkonzept Qi, das seinen Ursprung im China des 7. Jahrhunderts vor Christus hat. Im Karate finden die Yangsheng-Techniken („Leben-Nähren-Techniken“) Gestalt und wirken bis heute fort. Karate weckt Ki die Energie des Lebens. Es fördert die Lebenskraft. Karate dient dem Leben.

Die Herausforderung ist, mich immer wieder aufs Neue dieser Dynamik auszusetzen, bereit zu sein mein Leben zu lassen und es wieder zu finden. Dieser Weg hat keinen Anfang und kein Ende!

Nürnberg, 21. Februar 2021
Siegfried J. Schwemmer